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Brahms & Webern
Basler Zeitung 6.Mai2016
www.opusklassiek.nl 3.März206
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Diese Produktion enthält eine Premiere: den ersten Schuss von Anton (von) Weberns Streichquartett aus dem Jahr 1905, die der zwanzig Jahre alte Webern im Sommer 1905 auf dem Preglhof im österreichischen Oberdorf bei Schwabegg, dem Landsitz der Familie , komponierte. Er hatte vor kurzem, im Juni, das Werk "Langsamer Satz" für Streichquartett abgeschlossen. Dieses Stück strahlt in seiner motivischen Entwicklung noch deutlich den "Geist" von Brahms, sowie auch etwas über den Einfluss seines Lehrers Arnold Schönbergs aus. Nicht nur ein warmes Herz trug er für die Musik Brahms, was seine eigene Arbeit als Vorbild seines großen Vorgängers ausssagt. Wie bei Brahms wird das Hauptthema zum Teil in dem zweiten Thema ausgeglichen werden und Veränderungen in der Tonalität und Rhythmus zu einer neuen und sehr gegensätzliche Statur führen. Interessanterweise hat Webern seine konzeptionellen Überlegungen für sein Streichquartett in einem Notizbuch niedergeschrieben, dass leicht in jede Tasche passt. So konnte er während seiner Wanderungen durch die Felder und Wiesen seine musikalischen Ideen niedershreiben. Natürlich stellt sich hier der Vergleich mit Beethoven.
Die beiden Streichquartette von Brahms gehören zu den Kanon der Kammermusik des neunzehnten Jahrhunderts und erfreuen sich deshalb vieler Aufnahmen. Das Beethoven-Quartett zeigt sich auch in diesem Repertoire wie in Weberns Streichquartett von seiner besten Seite. Das Ensemble hat eine schöne Kombination in Verbindung mit einer hohen Klangkultur und Treue zur Notation, ohne seine eigene Identität zu opfern.
Auf der Blu-ray Disc kann man neben dem Programm auf der CD die genannten Ergänzungen des Webern Quartetts, das Siegantini Triptychon und einem langen Gespräch von fast 45 Minuten mit dem Thomas Ahrend mit Felix Meyer und Matthias Schmidt zu Weberns Streichquartett finden. Laurentius Bonitz ist nicht nur Mitglied des Beethoven-Quartetts, sondern auch der Gründer und die treibende Kraft hinter der BMN Phil Audio-Label.
Kontrastierende Ableitungen Zu den Streichquartetten op. 51 von Johannes Brahms und Anton Weberns Streichquartett (1905) Eine der vielen verschiedenen Möglichkeiten, mit Musik diskursiv umzugehen, ist ihre Einordnung in geschichtliche Zusammenhänge. Ein Geschichtsbewusstsein irgendeiner Art auszubilden, kann sowohl im Produktionsprozess von Musik eine Motivation und Orientierung als auch bei ihrer Rezeption eine Verständnishilfe darstellen. (Und das Bedürfnis, Musik auch ‚verstehen‘ und nicht nur ‚einfach hören‘ zu wollen, ist seinerseits ein historisches Phänomen.) Johannes Brahms ist sicherlich einer der Komponisten des 19. Jahrhunderts, dessen Werk die historische Selbstreflexiondes musikalisch gebildeten Bürgertums seiner Zeit einerseits zur Voraussetzung hat und die sich darin ausbildende Musikkultur andererseits entscheidend mitgeprägt und bereichert hat. ...zeigt ein überlieferter «Form-Entwurf» Weberns vom 13. Juli 1905, dass bei der Konzeption des Stückes ein Bezug zu Giovanni Segantinis sogenanntem «Alpen-Triptychon» die Ausgangsidee gewesen zu sein scheint. (Vgl. die auf dieser Blu-ray Disc enthaltenen Reproduktionen der Bilder des Triptychons sowie des Form-Entwurfs im Zusammenhang des Gesprächs zwischen Thomas Ahrend, Felix Meyer und Matthias Schmidt.) Die drei Bilder (La Vita, La Natura, La Morte) werden in dem Entwurf mit ihren im deutschsprachigen Raum mitunter verwendeten alternativen Titeln «Werden», «Sein» und «Vergehen» bezeichnet und eine ihnen entsprechende Dreiteiligkeit des Quartetts entworfen. Drei Teile ließen sich auch in der fertigen Komposition ausmachen: Der erste Teil (Takt 1–90) beginnt mit einer langsamen Einleitung, die ein charakteristisches Dreitonmotiv entwickelt und zu einem klar artikulierten – an Richard Strauss erinnerndes – Thema in E-Dur führt(Takt 44 ff.). Der zweite Teil (Takt 91–199) beginnt mit einer langsamen Fuge in C-Dur und führt zu einem Steigerungsabschnitt, in dem motivisches Material aus dem ersten Teil verwendet wird. Der dritte Teil (Takt 200–279) beginnt mit einem pastoralen 6/8-Thema in D-Dur und führt zu einem Schlussabschnitt in E-Dur, in dem das Dreitonmotiv der Einleitung des ersten Teils wieder erscheint.Eindeutige Reprisen im Sinne einer klassischen Sonatenform fehlen, ein ‚klassisches‘ Formmodell ist nicht erkennbar.
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